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Interview für Confare - Digitalisierung - Quo vadis?

ZUM BUCH
Digitalisierung

Der Diesel ist tot! Es lebe das E-Auto?

Die Euphorie verdient eine nähere Betrachtung – und wer offen ist für Fakten, sieht das Thema möglicherweise skeptisch.

Elon Musk, Gründer des innovativen E-Autoherstellers Tesla Inc., hat zweifellos die Automobilindustrie und deren Markt auf den Kopf gestellt. Zu lange haben die Platzhirschen der Autoindustrie zukunftsfähige, nachhaltige Antriebstechnologien verschlafen. Die Debatte über Antriebsarten, ausgelöst durch den betrügerischen Diesel-Skandal bestimmter Hersteller, ist leider arm an Fakten. Die Debatte läuft eher emotional und interessengesteuert – und wegen der problematischen Luftqualität in vielen Städten auch unter Zeitdruck. Weitere Hektik bewirkt die Entscheidung des deutschen Bundesverwaltungsgerichts, dass Diesel-Fahrverbote in Städten zulässig seien. Ein Urteil, das sich kaum nur alleine auf Deutschland auswirken dürfte.

Der erste Hybrid ist von 1912

Semper Vivus

Die Nachteile des E-Autos

Nun, der Elektroantrieb an sich ist nicht das Problem. Die große Frage ist, woher kommt der Fahrstrom dafür? Denn selbst die noch immer sehr teure Wasserstoff-Brennstoffzelle erzeugt letztlich elektrische Energie. Zunächst klingt es ziemlich verlockend, dass es derzeit keinen effizienteren Antrieb gibt als den elektrischen: Um eine mechanische Kilowattstunde im Fahrzeug zu haben, sind „nur“ 1,4 Kilowattstunden beispielsweise aus einem Photovoltaik-Kraftwerk nötig. Ein Verlust von nur 30 Prozent von der Erzeugungsquelle des Stroms bis zum Rad gilt als vergleichsweise äußerst gering.

Die Probleme lauern woanders:

  • Generell würde ein E-Auto-Boom den Strom massiv verteuern, weil die Nachfrage steigt.
  • Für die Stromerzeugung brauchen wir noch über viele Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg weiterhin nicht-erneuerbare, also "schmutzige" Energien. Also verlagern wir beim Akku-basierten E-Auto die Abgase weitgehend nur vom Auspuff zum Kamin fossiler Kraftwerke. Der Bürger sieht es nur nicht. Einzig die Schadstoffbelastung auf Kniehöhe (Auspuff) in z.B. Städten geht zurück, und die Kamine im Kraftwerk haben bessere Filter als ein Auto.
  • Im Grunde bestehen die Akkus für E-Autos – in ihren Komponenten aus den handelsüblichen aufladbaren Batterien (Batteriezellen genannt) die wir auch im Haushalt verwenden – nur eben massenhaft zum großen Akku gebündelt. Rasch kommt ein Gewicht von bis zu 750 Kilogramm zusammen.

Übrigens verdanke ich es auch meinem hochgeschätzten Freund Dr.-Ing. Ulrich Bez, einem der herausragendsten und erfahrendsten internationalen Autobosse, dass ich über dieses Thema so viel dazu gelernt habe. Mein Dank für die Unterstützung am Faktencheck für diesen Artikel gebührt zudem meinem österr. Freund Prof. Dr.-Ing. Manfred Weissenbacher, ein Profi für das Thema um Energie und insbesondere Batterien, vom Institut für nachhaltige Energien an der Universität von Malta.

Interview für Confare - Digitalisierung - Quo vadis?

Mein Interview wurde auch in der Times of Malta (ToM) veröffentlicht. Der Link zum Artikel in der "ToM". Zum Nachlesen auf der Confare Webseite: Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4

Im Interview mit Confare-Gründer Michael Ghezzo, spricht Reinhold M. Karner, FRSA (alias RMK) über wirtschaftliche Entwicklungen und Krisen und welche Chancen und Risiken sie für IT- und Digitalisierungsentscheider in Unternehmen bergen.
Confare ist einer der führenden Influencer der digitalen Szene in den D-A-CH-Ländern (Deutschland, Österreich und Schweiz) und Organisator und Gastgeber der CIO Awards und der IDE Awards. Deren Blog ist branchenübergreifend in den Top 100 gelistet.

Die Themen:

  • Gegenwärtige Herausforderungen
  • Ist der Höhenflug der vergangenen Jahre vorbei?
  • Metaverse, Krypto, NFT und Blockchain
  • Mit welchen Megatrends sollten sich Entscheider befassen? (Digitalisierung & KI)
  • Der Zugang zu Internet und Technologie ist weltweit nicht gerecht verteilt
  • Was können CIOs und CDOs für eine bessere Zukunft beitragen?

Confare: Als DER·ERFOLG·REICH·MACHER hat Reinhold M. Karner (alias RMK) eine ganze Menge Hüte auf. Er ist Erfolgscoach, Unternehmensphilosoph, Unternehmensberater und Vordenker, Dozent an Hochschulen und Universitäten für Entrepreneurship, strategisches Management, ERP, KI und Digitalisierung, populärwissenschaftlicher Autor, Aufsichtsrat, Beirat sowie Ambassador für Österreich und Malta und Fellow des Think-Tanks RSA (Royal Society for Arts, Manufactures and Commerce, London, gegr. 1754). Was das ausdrückt? Reinhold hat eine bewegte Vergangenheit als IT-Pionier, Unternehmer und Denker. Außerdem ist Reinhold ein gern gesehener Gast auf den Bühnen der Confare CIOSUMMITS.

„Für mich ist Reinhold jemand, der wie kein Zweiter die Fähigkeit hat die komplexen Zusammenhänge aktueller Trends, technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen und den unternehmerischen Möglichkeiten aufzuzeigen.“, meint Confare Gründer Michael Ghezzo. In einem langen Gespräch haben Reinhold und Michael über die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen und Krisen gesprochen und welche Chancen und Gefahren diese für IT- und Digitalisierung-Entscheider in den Unternehmen bereithalten. Dabei ist eine Reihe von Beiträgen entstanden, die wir Ihnen in den nächsten Wochen im Blog präsentieren. Teil 1 befasst sich mit dem Krisenhaften unserer Zeit und was das für unsere Gesellschaft und die Wirtschaft bedeutet.

Confare: Gegenwärtig gibt es ganz viele Themen, die unsere Gesellschaft challengen. Wie fit sind unsere Gesellschaften für die Anforderungen der Zukunft?

RMK: Derzeit leben wir auf sehr dünnem Eis, keine Frage. Dies nicht nur wegen der multiplen globalen Krisen und des russischen Angriffs-Kriegs auf die Ukraine. Vieles steht infrage. Es zeichnet sich sogar ein neuer Zeitgeist ab. Maßgebliche Umbrüche sind die Folge, die Risiken sind erheblich, aber das Chancen-Potenzial ebenso. Ich habe viel Zutrauen in unsere Gesellschaft, dass wir auch diese Unmenge an nunmehrigen Herausforderungen meistern werden. Der Mensch ist grundsätzlich resilient und sehr kreativ. Auch wenn die Menschheit und die Politik seit jeher bei den großen Dingen erst etwas verändern, wenn der Druck massiv steigt, der Hut brennt. Das ist nun der Fall.

Aber meine Antwort auf Deine Frage ist deutlich: Wir sind nicht mehr so fit, wie wir sein sollten. Wir sind träge geworden, zu bequem, zu saturiert, ziemlich „übergewichtig“, untrainiert und verwöhnt. Wir hatten schon zuvor viele Wohlstandskrankheiten, aber die globalen Krisen und ihre Folgen haben nun die Gefahr für einen Herzinfarkt auf der Risiko-Skala weit nach oben katapultiert. Der ziemlich außer Rand und Band geratene Bluthochdruck, Zuckerspiegel u. v. m. unserer Lage lässt sich an der nun nach Jahrzehnten wieder ausufernd hohen Inflation, der gigantischen neuen Staatsverschuldung und der horrenden Explosion der Energiepreise ablesen.

Spätestens bei solch einem Status quo stellt einem sein Vertrauensarzt, dessen Ermahnung zu mehr Fitness, gesünderer Lebensweise und Bescheidenheit seit Jahren ignoriert wurde, nun mit nachdrücklicher Stimme und erhobenem Zeigefinger erneut die Frage: Will man denn endlich den harten Fakten ins Auge blicken, sich aufraffen und zügig etwas ändern? Sich ein Fitnessprogramm verordnen, Verzicht üben und dieses auch diszipliniert umsetzt oder einfach so weitermachen und hoffen, dass es schon gut gehen wird?

Schon die Liste der Herausforderungen unabhängig vom Krieg in Europa ist enorm. Ob unser exzessiver, rücksichtsloser Verbrauch an Ressourcen (Erdüberlastungstag), der Klimawandel oder die zahlreichen weiteren Themen auf vielen Ebenen – in der Wirtschaft, Globalisierung, der Demokratie und Politik, des Finanz- und Sozialsystems usw.

Es ist klar, dass sich sehr vieles - ob wir wollen oder nicht - ändert, wir uns anpassen müssen und vieles zum Besseren ändern sollten. Alles andere ist eine Illusion. Die Lage ist komplex. Interessanterweise haben wir uns, bei genauer Analyse, einiges selbst eingebrockt.

Greifen wir nur das Thema der Inflation heraus. Die letzte große Inflation wurde durch die beiden Ölkrisen von 1973 und 1978 ausgelöst. Nach der damaligen Inflation herrschte diesbezüglich über 30 Jahre weitgehend Ruhe, sahen wir ein moderates Inflationsniveau. Nun ist die Inflationsrate so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr. Aber das jetzige Inflations-Problem ist nicht so monokausal wie in den 1970ern.

Grund dafür sind nicht nur der Arbeitskräfte- und Rohstoffmangel, der Ukraine-Krieg, die anderen aktuellen globalen Krisen, sondern, dass in der Eurozone die EZB die Geldmenge, den Geldbestand der Eurozonen-Volkswirtschaft, seit 2010 aufgrund der Finanzkrise von 2007 bis 2010 von rd. 4 Billionen (2006) auf über 11 Billionen Euro (2021) fast verdreifacht und die Bilanzsumme von rd. 1,5 Billionen Euro auf ungefähr 8,7 Billionen Euro vervielfacht hat, während das BIP in dieser Zeit nur um etwas über 30 % angestiegen ist. Die EZB hat die früheren Krisen einfach mit einer Vogel-Strauß-Politik versucht, mittels einer größeren Geldmenge auszusitzen, zu überdecken und damit die hoch verschuldeten Euro-Länder zu verschonen. Insofern war es ein kardinaler Fehler, nur eine Euro-Zone einzuführen, denn die wirtschaftliche Performance aller EU-Mitgliedsstaaten wird niemals auf ähnlichem Niveau liegen.

Dass diese Blase, mit aus dem Nichts geschöpften «Fiatgeld», eines Tages platzen würde, uns auf den Kopf fällt, war lange klar.

Wirtschaftswissenschaftlicher, wie Prof. Dr. Dr. Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut in München, warnten davor seit Jahren laut und deutlich. Denn auf Dauer bleibt es nicht ohne Folgen, wenn eine zu große Geldmenge, ein Überangebot auf eine deutlich kleinere Warenmenge trifft. Es bedarf nur einiger signifikanter Ereignisse, um eine Kettenreaktion auszulösen. Genau dies geschah 2021.

Zu den langfristigen Problemen mit den Nachwirkungen der Finanzkrise kamen die von US-Präsident Trump initiierten Handelskonflikte, insbesondere zwischen den USA und China, und dann traten noch zwei «schwarze Schwäne» - unwahrscheinliche Ereignisse - auf die Weltbühne, die keiner voraussehen konnte: die Covid-19-Krise und die damit einhergehende weitere Expansion der Geldmenge und Wladimir Putins Ukraine-Überfallskrieg.

Diese beiden Geschehnisse haben unsere strategisch gefährliche Abhängigkeit von anderen Ländern erst so richtig offenbart. In den ohnehin schon angespannten Lieferketten kam es zu noch mehr an erheblichen Disruptionen und die Energie-Ressourcen (Gas zur Stromproduktion) wurden knapp und sehr kostspielig.

Die Veränderungen und Umbrüche infolge all der globalen Krisen werden insgesamt enorm sein. Wir werden eine deutliche De-Globalisierung sehen, vieles an Produktionen wird erneut an andere Standorte verlagert oder zurückgeholt, regionalisiert. Investitionen in die grüne Energiewende, aber auch in die militärische Verteidigungsfähigkeit schnellen in die Höhe. Die Cluster an Wirtschaftszonen in der Welt werden sich neu sortieren, anders aufstellen und organisieren. Freund und Partner gegen Erzkonkurrenten, Nichtfreund, Feind werden hierbei eine wesentliche Rolle spielen.

Es ist für mich nachvollziehbar, wenn renommierte Experten wie Prof. Dr. Hermann Simon nun davon ausgehen, dass uns eine hohe Inflation wahrscheinlich noch etwa 10 Jahre lang begleiten dürfte, so wie es in den 1970er-Jahren bereits der Fall war.

Dabei ist schon die „normale, moderate“ Inflation in ihren Auswirkungen nicht zu unterschätzen. So haben unsere Währungen in den vergangenen 30 Jahren, bis 2021 (der Euro wurde 1999 eingeführt) etwa 40 % ihrer Kaufkraft verloren. Der US-Dollar hat, seit US-Präsident Richard Nixon die Spielregeln der Weltwirtschaftsordnung der Nachkriegszeit 1971 änderte, um den Vietnamkrieg zu finanzieren, indem er die Goldwertkonvertibilität (den Goldstandard) aufkündigte, damit den „Nixon-Schock“ auslöste, bis Ende 2021 immense 84,9 % seiner Kaufkraft verloren.

Dabei wäre eine Inflation nicht unvermeidlich. Denn vor der Abschaffung des Goldstandards waren die Regierungen zur Disziplin im Umgang mit dem Geld gezwungen, und daher gab es in den Jahren von 1680 bis 1930 zwar ein ständiges Auf und Ab zwischen steigenden und fallenden Preisen (Inflation/Deflation), aber das glich sich über die Jahre aus, und so lag die Inflation damals bei durchschnittlich null Prozent.

Insofern sollte uns heute klar sein, dass die nunmehrige Gesamtlage auch unseren Wohlstand großflächig merklich abschmelzen lassen wird.

Confare: Während wir in den letzten Jahren viel über Transformation, Innovation und Fortschritt gesprochen haben, sind heute Krise, Rezession und Konflikte stark in die öffentliche Wahrnehmung gerutscht. Ist der Höhenflug vorbei?

RMK: Nun, keiner, gar keiner, kennt die Zukunft. Wie Sir Isaac Newton schon im 17. Jahrhundert feststellte, funktioniert logisches Analysieren, Denken und Berechnen mit komplexen dynamischen Systemen, also Dingen, die sich im Laufe der Zeit ständig verändern, nicht. Ganz einfach deshalb, weil man das Funktionieren von etwas Lebendigem nicht allein mit der Ursache-Wirkungs-Logik erklären kann. Dasselbe gilt auch für die gehypten Erwartungen an die Künstliche Intelligenz (KI). Wobei bis heute die mathematische Abhandlung von Ursache-Wirkung problematisch ist, siehe „The Book of Why“ von Prof. Judea Pearl.

Ich kann daher nur mutmaßen. Ich meine, die kontinuierliche technologische Entwicklung wird sich kaum einbremsen, auch heißt es nicht umsonst „Not macht erfinderisch“. Die wirtschaftliche Entfaltung hingegen wird wohl eine gewisse Zeit lang, real, eher auf einer geringeren Flughöhe fortgesetzt. Hoffen wir, dass die Lage mit Taiwan nicht auch noch eskaliert, denn dann würde die Weltwirtschaft wegen der massiven Abhängigkeit von der dortigen Halbleiterindustrie einen Sturzflug antreten. Immerhin kommen zwei Drittel aller weltweit benötigten Mikrochips aus dem Inselstaat.

Das Gute an der momentanen Situation ist möglicherweise, dass wir so wieder mehr Bodenhaftung bekommen. Denn gerade Themen wie Innovation, Start-ups, Globalisierung oder andere sogenannte Fortschritte waren auch mit erheblichem PR-Getöse oder eine Art Modeerscheinung durchwachsen, wovon das meiste die Nagelprobe letztlich nicht bestand.

Laut dem berühmten Ökonomen Peter F. Drucker (1909-2005), dem österreichisch-amerikanischen Begründer des modernen Managements, haben Unternehmen nur zwei wichtige Funktionen, nämlich Marketing und Innovation, denn nur diese führen zu Ergebnissen. Alles andere sind Kosten. Es stimmt, die Schaffung von Kundennutzen erfolgt hauptsächlich durch Innovation, aber eine gewisse Nüchternheit ist in der Praxis dann doch angebracht. Denn Studien (z. B. von Simon Kucher & Partners) zeigen, dass etwa 70 % der Innovationen bei der Steigerung des Kundennutzens schlicht enttäuschend sind. Dieser Prozentsatz ist paradoxerweise bei digitalen und Hightech Innovationen sogar noch viel höher.

Und bei Neugründungen und Start-ups, letztere seien lt. Definition nur solche, die innovativ arbeiten, signifikantes Wachstum aufweisen und jünger als 10 Jahre sind, sehen wir, dass laut Eurostat Bericht Key figures on European business - 2022 edition nur 45 % das 5. Jahr überleben. Bis dahin also mehr als die Hälfte wegsterben. Die meisten Start-ups, insbesondere im Hightech, Deep-Tech und Digital-Sektor überleben keine 3 Jahre. Und das 10. Jahr überleben insgesamt nur weniger als 20 % aller ehemaligen Jungfirmen. Das zeigt, hier klafft eine riesige Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit in der öffentlichen Wahrnehmung, da läuft zu vieles von vorneherein falsch. Aber um das alles näher auszuführen, wozu ich schon in meinen Keynotes und Vorträgen einige Zeit benötige, bitte ich um Geduld bis in voraussichtlich Herbst 2023, dann wird es von mir ein Buch dazu sowohl mit der Analyse als auch Lösungen geben.

Die Krux ist ohnehin: Die Umwelt schonen zu wollen und gleichzeitig auf grenzenloses Wachstum zu setzen, schließt sich schlicht und einfach aus, das funktioniert nicht.

Die zentrale Frage, die wir uns hingegen alle stellen müssen, ist: Was benötigen wir wirklich?

Unser jetziges Wirtschaftssystem ist auf grenzenlosen Fortschritt ausgerichtet, auf permanentes Wachstum – das ist das Heilsversprechen. Es hat viel mit dem Keynesianismus und seinen Irrtümern zu tun. Dass es so nicht weitergehen kann, wird zunehmend vielerorts klar.

Unsere Zeiten erscheinen als etwas speziell und sehr turbulent. Ja, sie haben ihre Schwierigkeiten, sie haben ihre Probleme, aber sie haben auch ihre Lösungen. Aber es ist nicht das erste Mal in der Weltgeschichte, dass es so speziell und turbulent ist. Und eines ist sicher: Nach jedem Tag kommt ein neuer Tag und der bringt möglicherweise neue Probleme, aber jedenfalls auch neue Chancen und Lösungsmöglichkeiten.

Confare: Mit Metaverse, Krypto, NFT oder Blockchain sind momentan eine ganze Menge neuer Hype Themen auf dem Horizont erschienen? Welche Empfehlungen hast Du, um die Tragweite solcher Entwicklungen richtig einzuschätzen?

RMK: Beginnen wir bei den derzeit greifbaren Dingen, wo wir keine Glaskugel benötigen. Es ist schon der Sprachgebrauch pervertiert, wenn wir z. B. von VR, also virtueller Realität, sprechen. So etwas gibt es de facto nicht. Denn entweder ist etwas virtuell oder real. Man kann nicht ein bisschen schwanger sein. Hier gibt es nur eine binäre Antwort, 0 oder 1, virtuell oder real.

Dass die Kryptowährungen samt der ganzen Krypto-Szene seit einiger Zeit in argen Turbulenzen sind, ist allseits offenbart und sollte uns nicht überraschen. Diese Anwendungen und ihre digital verbrieften Werte sind eben nicht real, sondern nur virtuell. Sie wurden der Allgemeinheit als die neue Alchemie mit modernen Mitteln verkauft. Daran haben viele Abermilliarden verdient, andere ebenso viel verloren. „Krypto ist das neue Wetten“, schrieb Martin Hock in der FAZ. Damit hat er recht, das Element der Spekulation ist hierin bislang überproportional inhärent.

Rana Foroohar schrieb im November 2022 in einem Artikel in der Financial Times: „Neuer Vermögenswert, altes Problem. - Wenn uns der Konkurs von FTX und die anschließende Kernschmelze aller Krypto-Dinge etwas gezeigt haben, dann, dass es auch dieses Mal immer noch nicht anders ist, wenn es um den Finanzsektor und das Risiko geht. Das Produkt, das im Herzen des aktuellen Markteinbruchs steht, mag Hightech sein, aber die Details, wie wir hierhergekommen sind, spiegeln viele Aspekte der Finanzkrise von 2008 und andere Phasen der Finanzspekulation wie die Dotcom-Blase oder sogar den Vorlauf zum Marktzusammenbruch von 1929 wider.“

Wir sehen, an sich lernt der Mensch nicht wirklich konsequent. Gier ist immer gefährlich. Das sollten wir spätestens seit dem Platzen der ersten, gut dokumentierten Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte, der Tulpenmanie (1637) in den Niederlanden, wissen.

Zudem wurde gerade mit Krypto-Währungen immens viel betrogen, Geld gewaschen, illegale Geschäfte abgewickelt, eben weil das alles eine völlig undurchsichtige Blackbox ist. Deshalb auch der vorangegangene Boom, denn das zog viele aus der Schattenwelt an.

Aber auch die bisherigen illegalen Geldverschiebungen und Diebstähle in Milliardenhöhe waren atemberaubend. Offenbar sind dafür Kryptowährungen – trotz oder erst recht wegen der Blockchain - nicht nur anfälliger, jedenfalls nicht sicherer, sondern noch viel lohnender. Denn solch ein Raubzug kann bequem von einer beliebigen Location, einem Wohnzimmer oder Homeoffice, aus der Welt geschehen und einen großen Transportwagen oder Lagerraum für das gestohlene Diebesgut braucht es auch nicht.

Diese ganze parallele Finanzwelt ist viel zu wenig überwacht und reguliert, auch, weil sie im digitalen Raum grenzenlos global agiert und daher nur schwer zu fassen ist.

Als ich im Oktober 2018 mit Changpeng Zhao (Spitzname „CZ“), dem Gründer und CEO von Binance (gegr. 2017), der mit Abstand größten Kryptowährungsbörse der Welt, weshalb CZ zwischendurch sogar als vermögendster Mensch der Welt galt, ein privates Dinner auf Malta im Freundeskreis hatte, schwärmte er noch von seiner Vision eines liberalen, unregulierten Finanzsystems, vorbei an den herrschenden Eliten, dem Establishment. Nach der FTX-Pleite drängte er selbst jedoch im November 2022 auf dem G-20-Gipfel auf Bali in Indonesien die führenden Politiker zu strengen Regulierungen, Vorschriften und Schutzmaßnahmen.

Diese Szene ist nun doch – trotz virtuellem Geschehen - in der Realität angekommen. Dieser Wandel vom Zocken zu einer seriösen Berechenbarkeit und die Schaffung von Vertrauen wird noch viel Anstrengungen und Zeit brauchen, aber es scheint, der Weg in die richtige Richtung ist - notgedrungen - eingeschlagen.

Wenn große Zentralbanken wie die EZB tatsächlich unsere Währung auch digital verfügbar machen, so wird diese vermutlich den gleichen Regeln und Kontrollen wie unser bisheriges Geldsystem unterliegen. Das wird massiv helfen. Trotzdem kann man nur hoffen, dass das Bar- und Giro-Geld nicht abgeschafft wird, denn das hätte langfristig fatale Folgen, das wird meiner Ansicht nach weithin unterschätzt.

Zur Blockchain ist zu sagen, dass der weltführende IT-Marktforscher Gartner Inc. schon von Anfang an mit der Einschätzung richtig lag, dass dies eine Basis-Technologie und keine Anwendung ist, dies alles daher noch viel Zeit erfordern werde, bis eine solche standardisiert, robust, energieeffizient, sicher und vertrauenswürdig allgemein verfügbar ist.

Der Vater des World Wide Web, Sir Tim Berners-Lee, bewertete im November 2022 auf dem Web Summit in Lissabon die dezentrale Datenbanktechnik Blockchain nicht als eine geeignete Lösung für den Aufbau der nächsten Generation des Internets. "Ignorieren Sie den Web3-Kram", riet der Physiker und Informatiker und zeigte sich von den Zukunftsszenarien der Krypto-Visionäre gar nicht überzeugt. Er bezeichnete es sogar als "echte Schande, dass die Ethereum-Leute die bereits existierende Bezeichnung Web3 für viele die Dinge übernommen hätten, die sie mit Blockchain machen, wobei in Wirklichkeit diese Form des Web3 überhaupt nicht das Web sei.“

Auf fast jeder Website von Web3-Projekten findet man den Begriff „Dezentralisierung". Das Web3 selbst wird gerne als das »dezentrale Web« bezeichnet, nur ist es damit nicht weit her. Der bekannte Hacker Moxie Marlinspike kam längst zum Schluss, „all die Versprechen von Dezentralität sind nur PR, denn die bekannten Produkte hängen alle von einer Handvoll zentraler Dienste ab“.

Die Leuchttürme des Web3 selbst halten sich nicht an zentrale Werte und Versprechen, außerdem stellt sich die Frage, welchen praktischen Wert eine abstrakte Dezentralisierung denn hat, denn das WWW ist auch technisch dezentralisiert, trotzdem sehen wir Monopolbildung.

Bei der Auseinandersetzung mit dem Web3 kommt man immer wieder ins Staunen, so z. B., wenn man das System durchgeht und feststellt, dass Smart Contracts, nachdem sie deployed wurden, nur unter großen Kosten und bestimmten Bedingungen gepatcht werden. Allerdings können alle Angreifer den Code lesen. Oder man wundert sich, dass NFTs, die uns als die Zukunft digitalen Besitzes angepriesen werden, einem weder irgendwelches Eigentum oder Lizenzrechte an etwas geben, noch garantieren, dass sie sich tatsächlich als einzige auf ein bestimmtes Objekt beziehen.

Auch wenn die Web3-Evangelisten nicht müde werden, die Trommel vom Wunder des nächsten Webs zu rühren, so läuft es doch ähnlich wie schon vorher bei der Blockchain-Debatte, dass man immer nur im Konjunktiv spricht, nichts ist verbindlich, nichts ist fix. Also sollte man die Sache besser doch erst einmal noch mit Argusaugen verfolgen.

Bedenkt man nun noch, auch wenn inzwischen Ethereum auf einen stromsparenden Betrieb umgestellt hat, dass, wie Studien zeigen, durch die digitale Währung Bitcoin größere Klimaschäden verursacht werden als durch die weltweite Produktion von Rindfleisch oder aller SUVs. So wird für die Transaktionen mit Bitcoins im Jahr mehr Strom verbraucht wird als in ganz Österreich oder Portugal. Dies zeigt, bis wir eine standardisierte, akzeptable Basis-Technologie für die Blockchains in ihrem vollen Ausmaß etabliert haben, wird es noch viele Jahre dauern. Alles dazwischen werden Interimslösungen sein.

Übrigens entfallen auf alle Digitalisierung (Hardware, Infrastruktur) bereits rund 8 % des weltweiten Stromverbrauchs. Es wird erwartet, dass dieser Anteil bis 2030 um 50 bis 80 % steigen wird. Das liegt nicht nur an immer mehr Usern und Anwendungen im Netz, sondern auch daran, dass selbst die KI immens energiehungrig ist. So schätzt Hugging Face, dass das Training eines sogenannten Large Language Models (LLMs) mindestens 25 Tonnen an CO2-Emissionen produziert. Diese Zahl verdopple sich sogar, wenn man zusätzlich jene Emissionen berücksichtigt, welche für die Herstellung der riesigen Computerausstattung, den Aufbau der Computerinfrastruktur und den anschließenden Regelbetrieb hinzurechnet. Übersetzt betrachtet heißt dies, dass die 50 Tonnen CO2-Emissionen für ein solches Modell etwa 60 Flügen zwischen London und New York entsprechen.

Dennoch, später, wenn die Blockchain Basis-Technologie ausgebacken ist, dürfte deren Verbreitung, Integration und dessen Geschäftsvolumen damit gigantisch sein. Trotzdem würde ich dort, wo einem die heutigen Blockchain-Möglichkeiten echte Vorteile, einen soliden Nutzen bringen und man dabei selbst im „Driver-Seat“ sitzt, also die technologische und anwendungstechnische Kontrolle darüber hat, mit „Low-hanging Fruits“-Anwendungen, auch mit einfachen Smart-Contracts oder non-speculative NFTs schon arbeiten und Erfahrungen sammeln, aber im Wissen, dass dies so nicht der Weisheit letzter Schluss sein wird.

Zum Metaverse bzw. Metaversum: Damit bin ich vorsichtig, denn noch sehe ich dies als eher eine nächste Blendgranate, einen nächsten Hype, eine Art technologisches Greenwashing an. Auch sehe ich die Änderung des Firmennamens von Facebook „deswegen“ in Meta mehr als eine Flucht nach vorn, um von den vielen, systemischen Herausforderungen, die sich ja in deren Niedergang des Börsenkurses und nunmehrigen Kündigungswelle widerspiegelte, abzulenken. Die Namenswahl erscheint mir zudem als überhastet getroffen, denn so wird sich der Konzern beim nächsten großen Technologie-Change erneut umtaufen müssen, das schwächt eine Marke.

Wir sollten uns bei all diesen Hypes, ob bezüglich Krypto, KI, Metaverse oder was auch immer, den meiner Erfahrung nach meist zutreffenden Hype-Cycle von Gartner Inc. vor Augen halten. Dieser wurde 1995 von deren Analystin Jackie Fenn vorgestellt und stimmt noch immer.

Die Wellen dieses Hype-Zyklus für Technologien führt über seine Zeitachse vom „technologischen Auslöser“ rasant steil bergauf zum „Gipfel der überzogenen Erwartungen“, danach im Sturzflug hinunter in das „Tal der Enttäuschungen“, erholt sich dann wieder etwas hin zum „Pfad der Erleuchtung“, bevor es danach den Eintritt in das „Plateau der Produktivität“ gibt. Ich habe in meinen über 40 Jahren im Business noch kaum eine Technologie gesehen, die sich anders entwickelt hätte.

Tim Cook, CEO von Apple, hat im September 2022 in einem Interview mit dem niederländischen Nachrichtensender Bright deutlich gemacht, dass er nicht viel von dieser Vision von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hält und gemeint: "Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob die durchschnittliche Person Ihnen sagen kann, was das Metaversum ist. … Und, ich glaube nicht, dass du dein ganzes Leben so leben willst".

Damit hat er wohl recht. Ich meine sogar, noch kaum einer weiß das wirklich, denn es gibt so viele unterschiedliche Vorstellungen, Ansätze und Visionen dazu. Jeder zieht in eine andere Richtung. Und das ist das Problem.

In einem Wall Street Journal Tech Interview vom Oktober 2022 mit Apples Vize-Präsidenten, Craig Federighi, dem Chef der Softwareentwicklung sowie Greg Joswiak, dem weltweiten Marketing-Boss, sagte letzterer „das Wort Metaverse sei eines, das er niemals benutzen werde“.

Hanna Henning, CIO des Siemens Konzerns, meinte im November 2022 am Tiroler Wirtschaftsforum, dass virtuelle Parallelwelten, wie man sie im Metaverse versucht zu entwickeln, in der Industrieproduktion künftig eine große Rolle spielen würden. Darin würde man sich treffen, um Produkte zu erschaffen. Dies hätte mehrere Vorteile, denn so könnten Vorentwicklungen mit minimalem Materialaufwand erfolgen und vor dessen Produktion schon auf ihre tatsächliche Praxistauglichkeit auf Herz und Nieren geprüft und eventuelle Probleme ausgemerzt werden. Die Metaverse-Technologie würde ein neues Zeitalter einleiten und in der Industrie schneller kommen als anderswo.

Nun, wie oft haben wir solche Verheißungen schon gehört? Ich habe aufgehört, sie zu zählen. Auch wenn ich die Begeisterung von Hanna Henning verstehen kann, so sehe ich darin nichts anderes als eine Zusammenführung und evolutionäre Weiterentwicklung schon bestehender Technologien, neu verpackt unter einem neuen Anstrich und einem anderen Namen.

Es geht um die Erweiterung des visuellen Interfaces, um noch mehr 3D-Visualisierung und mächtigere User-Experience (UX, MX, CX, EX) und die Nutzung weiterer menschlicher Interaktionsmöglichkeiten mit dem digitalen Equipment, also über Tastatur, Maus, Touchscreen, Monitor und Stick hinaus. Konkret, um die Kombination von Technologien wie den Digital-Twins, CAD-Simulationen, von Computerspielen (Gaming), der HoloLens, von Video-Konferenzen bzw. 3D-Video-Chat-Lösungen à la Starline von Google oder Hologramm-Projektion, Sprachdialog und -steuerung und Sound à la Alexa bzw. Siri, VR-Brillen etc.
Das ist nach meinem Verständnis lediglich eine logische Fortentwicklung, ja sogar eine Konsolidierung, aber weder ein neues Zeitalter noch eine General Purpose Technology (GPT). Etwas Sorge sollte einem bei solchen Konzepten, insbesondere für den Privat- und Konsumgebrauch, allerdings das Thema „Flucht aus der Realität in die Virtualität“ machen, so wie das Ausmaß der Spielsucht in der Gaming-Szene längst sehr bedenklich ist.

Mit der Erschaffung solcher Hypes und auf diesen Wellen zu surfen und dabei viel Geld zu machen und Firmenbewertungen hochzupushen, waren wir in der IT-Szene und der Welt der Digitalisierung schon immer spitze.

Die große Frage ist, auf welcher Seite man sitzt. Ist man Anbieter, mag es einem einen erheblichen Vorteil bringen, auf solch einen Zug mit großem Momentum aufzuspringen. Ist man auf der Seite der Anwender, schaut die Sache ggf. ganz anders aus.

Stanford-Professor Jim Collins und sein Forschungsteam stellten in einer anerkannten Analyse von langfristig extrem erfolgreichen, börsennotierten Konzernen im millionenfach verkauften Bestseller „Good to Great“ (bzw. „Der Weg zu den Besten“ – als deutsche Buch-Version) einen diesbezüglich interessanten, strategischen Schlüsselfaktor fest, der in meinen Augen bis heute den Nagel auf den Kopf trifft und auch für KMU gilt.

Höchst erfolgreiche Konzerne denken anders über Technologien und technologischen Wandel als mittelmäßige Unternehmen. Diese Top-Performer meiden technologische Modeerscheinungen und Hypes und werden dennoch zu Vorreitern bei der Anwendung sorgfältig ausgewählter Technologien. Technologie sei per se kein Impulsgenerator, sondern ein Katalysator. Um daher zu beurteilen, ob eine Technologie für sein Unternehmen als Beschleunigungsfaktor für den Geschäftserfolg dient, ist das wichtigste Kriterium die Beantwortung der Frage, ob sie zur Strategie des Unternehmens passt. Denn ein Unternehmen kann keine Technologie sinnvoll nutzen, ohne deren genaue Bedeutung für sein Kerngeschäft verstanden und geprüft zu haben. Daher sollte man tunlichst vermeiden, sich aus der Angst eventuell abgehängt zu werden, einfach blind in die neuesten „Innovationen“ hineinzustürzen.

Die Art und Weise, wie ein Unternehmen auf den technologischen Wandel reagiert, sei ein guter Indikator für dessen inneres Streben nach außerordentlichem Erfolg, im Gegensatz zu Mittelmäßigkeit. Großartige Unternehmen reagieren mit Nachdenklichkeit und Kreativität, angetrieben von dem Bestreben, unausgeschöpftes Potenzial in Ergebnisse zu verwandeln. Mittelmäßige Unternehmen hingegen reagieren zu oft aus der Angst zurückzubleiben.

Confare: Was sind aus Deiner Sicht die Megatrends (Digitalisierung, KI …), mit denen sich Entscheider heute bereits befassen sollten?

RMK: Generell stelle ich in meinen Beratungen und Coachings fest, dass viele Unternehmenslenker sich noch immer damit schwertun, die Digitalisierung in ihrer Breite und Tiefe grundsätzlich und dann erst recht in Bezug auf den möglichen Nutzen oder auch Schaden für ihr Unternehmen zu verstehen. Das ist auch nachvollziehbar, denn die meisten, sehr erfahrenen Unternehmer oder Manager, kommen nicht aus dem IT-Dunstkreis und man kann nicht alles wissen.

Trotzdem ist es für den Erfolg ein Muss, sich damit vernünftig auseinanderzusetzen. Dabei sollte das IT-Chinesisch unbedingt außen vor bleiben, denn dieses hilft gar nichts. Je simpler und fundierter die Erklärungen und Praxisbeispiele, desto besser. Professionell aufgezogen ist das mit einem Intensiv-Crash-Kurs in wenigen Tagen machbar.

Die Digitalisierung professionell für seine Zwecke anzuwenden, ist in unserer Zeit in fast keiner Branche mehr wegzudenken. Oder kurz gesagt, es nicht zu tun, wird in absehbarer Zeit ein gravierender Wettbewerbsnachteil. Diese Technologie jedoch - richtig, angemessen und sinnvoll - zu nutzen, kann zu ungeahnten Erfolgen führen.

Es gibt für Unternehmensführer aus meiner Sicht drei zentrale Themen, die aus der Vogelperspektive prinzipiell gekannt und verstanden werden sollten:

Einerseits kommen wir heutzutage im Handumdrehen an unendlich viel Wissen, und das geradezu mühelos. Wir können im Internet, im digitalen Raum, Wissen an jeder Ecke, zu jeder Tages- und Nachtzeit, in jeder möglichen und unmöglichen Lebenslage für uns rekrutieren. Derart verfügen wir gewissermaßen über das Wissen der Welt.

Aber es geht gar nicht darum, unserem Wissen noch mehr Wissen hinzuzufügen. Sondern, es geht um das wesentliche Wissen! Und erst recht, um fundiertes, korrektes Wissen, um Fakten. Und infolge, zu vermeiden, dass wir vor lauter Überangebot an Informationen den Hausverstand ausschalten oder daran verdummen.

Das Zweite ist, dass längst Algorithmen (meist KI-gestützt), die Geheimwaffen von Unternehmen sind. Derart kennen uns so manche Systeme irgendwo in der Welt besser, als es unsere Mütter oder Partner tun. Mit nur 68 „Thumbs up“ (Daumen hoch), also Likes auf z. B. Facebook, kann analysiert werden, welche Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder politische Ausrichtung jemand hat, anhand von 70 Likes kann ein guter Algorithmus den User besser einschätzen als dessen Freunde, 150 Likes und der Algorithmus kennt sie besser als ihre Eltern und mit bereits mit 300 Likes hat der Lebenspartner gegen die Maschine keine Chance mehr, und schließlich genügen 350 Likes und die Maschine kennt den User besser als er sich selbst.

Das Grundelement der neuen digitalisierten Welt im Zeitalter von Big Data ist der Mensch als Kunde, sprich, das personalisierte Datenpaket. Dabei möchte man gar nicht herausfinden, was dieses „Paket“ denkt, sondern wie sich sein Verhalten steuern und prognostizieren lässt. Menschliches Verhalten ist umso besser prognostizierbar, je mehr es sich in Gewohnheiten bewegt, was meist der Fall ist. Deshalb sind diese das bevorzugte Objekt der Begierde der Verhaltensforschung in der Konsumgüterindustrie. Eigentlich sind es sogar meist deren Goldgruben.

Verhaltensspezialisten sind heute nicht mehr so sehr die Psychologen und Soziologen, sondern eher Statistiker, Big Data Spezialisten und Informatiker. Denn KI-Algorithmen übernehmen vermehrt die Hauptrolle. Mit digitalen Technologien werden heute weit mehr Informationen und auch deutlich schneller als je zuvor gesammelt, verarbeitet, und sodann mittels KI-Algorithmen in neues Wissen übersetzt. Dies nicht nur bezogen auf Konsumenten, sondern fast alle Geschäftsprozesse und Bereiche betreffend.

Und letztlich, als dritter Themenkreis, sollte verstanden werden, was Künstliche Intelligenz wirklich ist, denn dieser Begriff ist völlig irreführend. Von der ursprünglichen Idee der KI funktioniert an sich bis heute „nur“ das Maschinelle Lernen (ML). Insbesondere, dank des Durchbruchs im Jahr 2012 des Teams unter Federführung von Stanford-Professorin Fei-Fei Li, das Deep Learning. (Siehe ihren spannenden TED-Talk dazu).

Und deren im Ergebnis trainierte, oft extrem komplexe Algorithmen, basieren bislang zu über 95 % auf dem Verfahren des „Supervised Learning“. Punkt. Diese bieten bereits mächtige, tolle und sehr nützliche Anwendungsmöglichkeiten. Das basiert alles auf Mathematik, insbesondere auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Dabei finde ich für die Business-Welt die Definition der kanadischen KI-Professoren Ajay K. Agrawal, Avi Goldfarb und Joshua Gans, die auch mehrere hochinteressante Bücher dazu verfasst haben, als bislang noch die beste, nämlich:
„KI ist eine Prognose-Technologie, und zwar eine sehr preiswerte. Ob für kfm. Entscheidungen, autonomes Fahren, Medizinanalysen, Wetter, Sprachverarbeitung (NLP), Steuerung, Chatbots, Finanzentscheidungen usw. Dabei sind Prognosen als Inputs für die Entscheidungsfindungen zu verstehen, wobei diese auf Informationen basieren, die Sie haben, oft als "Daten" bezeichnet, und verwendet sie, um Informationen zu erzeugen, die Sie noch nicht haben.“

Inwieweit es damit z. B. Amazon eines Tages schafft, die Trefferquote bei Kaufempfehlungen an Kunden von dzt. nur 5 bis 10 % auf über 95 % zu steigern, um deren Konzern-Vision zu realisieren, das Geschäftsmodell von aktuell „Shopping-Then-Shipping“ auf „Shipping-Then-Shopping“ umzudrehen, bleibt dahingestellt, zeigt aber, was man mithilfe der KI beispielsweise anpeilt.

Aber all die Träumereien von einer den Menschen in seiner Intelligenz überflügelnden maschinellen Fähigkeit, einer „menschenähnlichen, starken KI“ oder gar „Superintelligenz“ sind – bislang – nur Humbug.

Der technologische Vater und Chefarchitekt der ARM-Prozessoren, Prof. Steve Furber ist u. a. auch der Chefentwickler des Human Brain Project (HBP), wo er mit seinem Team nach mehr als zehn Jahren Planungs- und Aufbauzeit Ende 2018 an der Uni Manchester und TU Dresden erstmals das neuromorphe SpiNNaker-System mit über einer Million ARM-Rechenkernen in Betrieb genommen hat. Es ist dies ein Forschungsprojekt der Europäischen Kommission, welches das gesamte Wissen über das menschliche Gehirn zusammenfassen und mittels computerbasierter Modelle und Simulationen nachbilden soll.
Steve gründete 1990 zusammen mit dem in Cambridge ansässigen Österreicher Dr. Hermann Hauser (damals CEO, nunmehr mit Amadeus Capital ein Deep-Tech Star-Investor) und Sophie Mary Wilson (Computer-Architektin) die britische ARM Ltd., heute ein Milliardenunternehmen. Dank deren energieeffizienter RISC-Architektur haben wir heute überhaupt Smartphones und Tablets. Längst werden jährlich um ein Vielfaches mehr (230 Milliarden Stück im Jahre 2022) an ARM-Prozessoren gefertigt und verbaut als von Intel.

Als Hermann und ich bei der Inbetriebnahme von SpiNNaker uns fragten, welche Gehirn-Simulationsleistung dieser spezialisierte Superrechner nun konkret haben werde und inwieweit sich diese in irgendeiner Weise exponentiell verhält, schrieb mir Steve dazu Folgendes (ins Deutsche übersetzt):

Lieber Reinhold,
das Gehirn ist recht modular aufgebaut, sodass die Zahl der Verbindungen nicht exponentiell mit der Zahl der Neuronen wächst. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass eine Form der Rent'schen Regel für Gehirne genauso gilt, wie für digitale Schaltkreise - die Anzahl der Verdrahtungen folgt einem Potenzgesetz in Abhängigkeit von der Anzahl der Neuronen.

Eine einfachere Betrachtungsweise besteht jedoch darin, die Neuronen und/oder Synapsen zu zählen. Das menschliche Gehirn hat knapp 1011 Neuronen und 1015 Synapsen. Auf SpiNNaker können wir bis zu tausend Neuronen pro Kern modellieren, sodass eine Million Kerne 1 % der Anzahl der Neuronen im menschlichen Gehirn modellieren können, aber wir können wahrscheinlich höchstens 1012 Synapsen verarbeiten. Dies müssten aber die allereinfachsten Arten von Neuronen- und Synapsen-Modellen sein. Wahrscheinlich können wir mit einem Mausgehirnmodell umgehen, das 1.000 Mal kleiner ist als das menschliche Gehirn.

In der Praxis übersteigt ein komplettes (Echtzeit-)Modell des menschlichen Gehirns derzeit die Möglichkeiten jeder bestehenden Maschine. Es fehlen jedoch noch viele Daten und Erkenntnisse, um ein solches Modell zu erstellen, selbst wenn wir eine ausreichend leistungsfähige Maschine hätten!
Mit besten Wünschen, Steve


Fakt ist, dass bis heute noch nicht verstanden wird, wie das menschliche Gehirn überhaupt funktioniert. Deshalb schrieb Steve auch davon, dass sie erst einmal mit den allereinfachsten Arten von Neuronen- und Synapsen-Modellen arbeiten. Somit ist es nicht möglich für eine 1:1-Simulation weitestgehend einen präzisen, identen, sozusagen digitalen Zwilling (Digital-Twin) an Hardware und Software überhaupt nachzubauen. Bevor uns die Gehirnforschung nicht alle Rätsel entschlüsselt, ist dies aussichtslos, kann man sich nur behutsam herantasten.

Für mich ist eindeutig klar, unser Gehirn arbeitet jedenfalls sicher nicht digital und mathematisch. Ich denke, wir suchen sogar am falschen Ort, um unser Gehirn, unseren Verstand zu verstehen. Denn die Schöpfung, das Universum besteht lediglich aus rd. 5 % Materie, aber alles andere, der Hauptteil ist Schwingung, Geist – oder wie immer man es auch nennen mag. Für mich stellt sich das derzeit so dar, als würde jemand, der zum allerersten Mal z. B. mit der Digitalisierung zu tun hat und dieses „moderne Wunderwerk“ wissenschaftlich ergründen wollte, sich nur darauf fokussieren, alles Sichtbare, physisch Greifbare zu untersuchen. Also nur die Hardware und Infrastruktur. Ich denke, wir sind uns rasch einig, selbst wenn man hundert Jahre derart daran forscht, würde nie verstanden, wie und warum die Digitalisierung funktioniert. Denn auch Betriebssysteme, Firm- und Software und so vieles mehr an „Unsichtbarem“, tragen dazu bei, dass das Gesamtwerk „Digitalisierung“ funktioniert.

Es ist ein wenig ähnlich wie beim Thema Urknall, der nach meinem Verständnis wenig erklärt, sondern einfach nur ein hübsches Bild für die Grenzen des Erforschbaren ist. Nach dem Motto, bis zum Urknall, kurz davor, kann man mithilfe all der modernen Technologien, z. B. dem James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) hinsehen, aber zum Urknall selbst nicht. Und schon gar nicht dahinter, nämlich, was war denn vor dem Urknall? Oder, warum fand er überhaupt statt? Oder, warum fand er so statt und nicht anders? Oder, so man dabei auch noch die Frage der Zeit sozusagen experimentell auf den Kopf stellen wollte, warum fand der Urknall gerade dann statt und nicht früher oder später?

Deshalb meine ich, benötigt man in der Wissenschaft noch ganz andere, neue Perspektiven. Dazu reicht wohl selbst die Erforschung der hoch spannenden Quantenphysik nicht aus, um das ganze Geheimnis der „Funktionsweise“ unseres Gehirns, des Denkens, der Inspiration und Intuition usw. verstehen, geschweige denn es „nachbauen“ zu können.

Schon lange vor dem Aufkommen der modernen Physik, im frühen 19. Jahrhundert, stellte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in seinem Werk Faust (Faust I, Vers 382 f.) die Frage nach der Beschaffenheit der grundlegenden Bausteine der Welt: „Dass ich erkenne, was die Welt, im Innersten zusammenhält“.

Bis heute sucht die Physik nach einer mathematischen Erfassung des Universums, nach der »Weltformel« und verweist dabei für dieses Bemühen gerne auf dieses Goethe-Zitat. Die Antwort durch die Wissenschaft lässt noch auf sich warten.

Die Wissenschaftler des Schweizer Blue Brain Project haben 2017 in einer Studie, ihre Erkenntnisse über das menschliche Gehirn veröffentlicht, die einen demütig erstaunen ließen. So stellten sie fest, dass unser Gehirn in sogar 11 Dimensionen denkt.

"Es ist, als ob das Gehirn auf einen Reiz reagiert, indem es einen Turm aus mehrdimensionalen Blöcken baut [und], beginnend mit Stäben (1D), dann Brettern (2D), dann Würfeln (3D) und dann komplexeren Geometrien mit 4D, 5D usw. Der Fortschritt der Aktivität durch das Gehirn ähnelt einer mehrdimensionalen Sandburg, die sich aus dem Sand materialisiert und dann zerfällt", sagt deren Teammitglied, der Mathematiker Ran Levi von der Aberdeen University in Schottland. „Wir haben eine Welt gefunden, die wir uns nie vorgestellt hatten. Es gibt zig Millionen dieser Objekte, sogar in einem kleinen Hirnfleck, bis zu sieben Dimensionen. In einigen Netzwerken haben wir sogar Strukturen mit bis zu 11 Dimensionen gefunden", sagte der leitende Forscher, Neurowissenschaftler Henry Markram vom Schweizer EPFL-Institut.

Der heutige Computer kann aber nur binär, digital, also mit 0 und 1, rechnen und verbraucht dazu – im Verhältnis zum Gehirn – gigantisch viel Energie, sprich Strom. Der Quantencomputer arbeitet übrigens auch nicht viel Gehirn-konformer.

Das Training großer ML-Modelle benötigt extrem leistungsfähige Rechner, die viele MWh fressen. Unser Gehirn hingegen verbraucht nur rund 20 W/h und schafft dabei mit seinen rd. 90 Mrd. Neuronen und rd. 500 Billiarden Synapsen noch viel komplexere Überlegungen. Davon ist die KI noch Lichtjahre entfernt, so sie dies überhaupt jemals erreicht.

Und es geht gar nicht nur um die Leistungsfähigkeit beim Rechnen, nichts anderes macht die KI, denn unser Gehirn kann noch immens viel mehr.

Dass uns Menschen die Computer bei der einen oder anderen Aufgabe überlegen sind, hat nichts mit Intelligenz zu tun. Auch mechanische Maschinen sind uns seit der industriellen Revolution bezüglich unserer Muskelkraft weit überlegen, davor waren es schon Tiere, wie Pferde. Und das stört uns auch nicht, im Gegenteil, es hilft uns. Hinsichtlich großer Rechenaufgaben, mit großen Datenmengen, war uns schon 1979 das erste Spreadsheet, die erste Tabellenkalkulation, ein Vorgänger von Excel, Visicalc von Dan Bricklin am Apple II, haushoch überlegen. Aber auch das hatte und hat bis heute gar nichts mit Intelligenz zu tun. Es handelt sich, gleich wie bei der KI, einfach nur um ein komplexes, maschinelles Rechnen.

Ich denke, diese 3 Themenkreise fundiert zu verstehen, ist ein Schlüssel für alle Business- und IT-Entscheider, damit man sich nicht verrückt macht.

Klar könnten wir nun auch noch in mögliche Zukunftstechnologien der Computer einen Einblick nehmen, wie in die Quantencomputer, die Lichtcomputer-Technologie oder das DNA-Computing oder warum die Nanometer-Angabe für Chips längst zur Mogelpackung wurde. Das ist zwar alles sehr spannend, aber momentan für Business-Anwender auch nicht mehr und würde hier wohl zu weit führen.

Ein Dauerbrenner ist natürlich die Frage der Cybersicherheit. Ich denke, damit kann man sich gar nicht genug auseinandersetzen, da jeden Tag neue Tricks erdacht und Lücken entdeckt und ausgenützt werden. Oft, wie bekannt, mit verheerenden Folgen, wenn man sich nicht adäquat schützt.

Aber auch die KI-Thematik, konkret das Maschinelle Lernen (ML), ist längst in der Hype-Cycle-Phase „Plateau der Produktivität“ angekommen und macht viel Sinn.

Ansonsten, für eher eingeweihte IT-Profis, schadet ein Blick in Gartner Inc.'s alljährliches Ranking der Emerging Technologies nicht. Andere Analysten bieten Ähnliches. Einfach um am Laufenden zu sein, die Buzzwörter am Radar zu haben und zu wissen, was grob dahintersteckt. Das kann sich jeder selbst dort frei ansehen bzw. downloaden. Sich damit zu beschäftigen heißt aber nicht, dort überall gleich ernsthaft einzusteigen, denn auch Gartner und die anderen haben keine Kristallkugel und daher fallen im nächsten Jahr viele dieser Themen wieder raus und kommen andere, neue hinzu.
Im Gartner Bericht über Emerging Technologies 2022 werden z. B. 3 Bereiche und darin zahlreichen Topics aufgezeigt.

Confare: Digitalisierung und IT haben enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft. Gleichzeitig ist der Zugang zu Internet und Technologie auf der Welt nicht gerecht verteilt – wie viel gesellschaftliche Sprengkraft siehst Du darin?

RMK: Eine faire, ausgewogene Entwicklung gab es wohl seit der Zivilisation nie auf der Welt. Daran kann man nur versuchen zu arbeiten, aber wie wir wissen, ziehen diesbezügliche viele Länder und Völker, die das an sich leisten könnten, nicht wirklich vorbildlich mit. Was allerdings stückweise hilft, um die Reichweite des Internets für möglichst viele Menschen abzudecken, sind immer ausgereiftere und günstigere Technologien. Da ist schon viel passiert und wird es noch.

Aber, wie ich in meinen Artikeln für Tages- und Wirtschaftszeitungen, welche auch auf meiner Website nachzulesen sind, schon ausgeführt habe, sehe ich derzeit viel mehr gesellschaftliche Sprengkraft in der Frage, wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ausgeht. Denn dieser ist der Versuch eines Despoten, die Weltordnung umzuwerfen und wieder das uralte System und Recht des Stärkeren zu verankern und dabei den Schwächeren schlicht und einfach auszulöschen. Wenn dies gelingen würde, dann ist allerdings die Weltordnung so in ihren Grundfesten erschüttert, dass kein Land der Welt mehr sicher ist. Vor allem dann nicht, wenn es sich um ein kleineres Land handelt. Dann stellt sich auch die Frage nach einem gerecht verteilten Internetzugang nicht mehr wirklich.

Aber auch die Konflikte insbesondere mit China und den G-7-Staaten, der westlichen Welt, im Ringen um die Oberhand des politischen Systems in der Welt, spielen dabei ebenso eine äußerst gewichtige Rolle. Speziell, wenn manche Länder wie Russland und China schon damit drohen, Satelliten abzuschießen, die deren Bevölkerung einen freien Zugang zum Internet ermöglichen würden, weil sie damit keinen Hebel mehr für eine Zensur und deren autokratische oder totalitäre Kontrolle zum Machterhalt hätten.

Dennoch hoffe ich, dass die sukzessive Internet-Coverage auch in ärmeren oder autokratisch geführten Ländern sich á la long nicht aufhalten lässt.

Confare: Was können CIOs und CDOs für eine bessere Zukunft beitragen?

RMK: Auf der Höhe der Zeit und entsprechend kompetent zu sein und sich trotzdem oder erst recht nicht von Hypes ins Bockshorn jagen zu lassen, ist, denke ich, das Wichtigste diese digitalen Kapitäne betreffend. Denn letztlich sind sie es, die das Top-Management beraten oder sogar Teil davon sind, aber auch das ganze Unternehmen im Hinblick auf deren Digitalisierung servicieren und voranbringen.
Da müssen vorausschauende Entscheidungen möglichst treffsicher sitzen. Digitalisierung ist heute eine immens wichtige Funktion in fast jedem Unternehmen. Wäre Peter F. Drucker noch am Leben, hätte er vermutlich die Digitalisierung als die dritte wichtige Funktion eines Unternehmens ergänzt.

Interview for Confare - Digitalisation: a human affair

My interview was also published in the Times of Malta (ToM). Link to the ToM-article. Confare published the original interview in German in 4 parts: Part 1, Part 2, Part 3 and Part 4

Digitalisation: a human affair

Opportunities in a time of crisis

In an interview with Confare founder Michael Ghezzo, Reinhold M. Karner, FRSA (aka RMK) talks about economic developments and crises and what opportunities and risks they hold for IT and digitalisation decision-makers in companies.
Confare is one of the leading influencers in the digital scene in the D-A-CH countries (Germany, Austria and Switzerland) and the organiser and host of the CIO Awards and the IDE Awards. Their blog is ranked in the top 100 across all industries.

Confare: There are currently many issues challenging our society. How fit are our societies for the challenges of the future?

We live on very thin ice. Not only because of the multiple global crises and the Russian war of aggression on Ukraine. Many things are in question. A new zeitgeist is even emerging. As a result, we are facing considerable risks – but also the potential for opportunities.

I have confidence in our society that we can cope with the many challenges we face. Human beings are fundamentally resilient and very creative – especially when there is a proverbial fire.

Still, we are no longer as fit as we should be. We have become sluggish, too comfortable, too saturated, untrained and spoiled. We already had many diseases of affluence before, but the global crises and relative consequences have – to sustain the metaphor – increased our risk of a heart attack. The somewhat out-of-control high blood pressure and sugar levels of our situation can be seen represented in the decade-long high inflation, enormous new national debts and the explosion of energy prices.

The medical advisor of the situation – after encouraging us for years to be more fit and live a healthier, more modest lifestyle – now asks again: Do you finally want to face the brutal facts, get your act together and change something quickly? Do you want to prescribe a fitness programme, practise renunciation and implement it in a disciplined way, or carry on as usual and hope everything will be okay?

Already the list of challenges – independent of the war in Europe - is long. Whether it is our reckless consumption of resources (Earth Overshoot Day), climate change or numerous other issues at many levels – in the economy, globalisation, democracy and politics, the financial and social system – the list goes on.

It is clear that a great deal is changing, that we have to adapt, and that many things should change for the better. Everything else is an illusion. The situation is complex. Interestingly, under the lens of a careful analysis, we realise that we have brought some of it on ourselves.

Let's take the issue of inflation. The last major inflation was triggered by the two oil crises of 1973 and 1978. After that, there was largely a moderate level of inflation for some three decades. Now the inflation rate is higher than it has been for 70 years. But the current inflation problem is not as monocausal as it was in the 1970s.

The reason for this is not only the shortage of labour and raw materials, the Ukraine war, and other current global crises but also the fact that in the Eurozone the ECB has almost tripled the money supply, the money stock of the Eurozone economy, from around €4 trillion (2006) to over €11 trillion (2021) since 2010 due to the financial crisis of 2007 to 2010. It has also inflated the balance sheet total from about €1.5 trillion (2006) to some €8.7 trillion (2022), while GDP has only increased by a little over 30 per cent during this time. The ECB simply tried to sit out the earlier crises with an ostrich policy by utilising a larger money supply to cover them up and thus spare the highly indebted euro countries. In this respect, introducing only one Eurozone was a cardinal flaw because the economic performance of all EU member states will never be at a similar level.

That this bubble, with “Fiat money”, would burst one day, and fall on our heads, had been abundantly clear for a long time. Economists such as Prof. Dr Dr Hans-Werner Sinn of the IFO Institute in Munich have warned about this for years. When too much money meets a smaller quantity of goods – it’s only a few steps to a chain reaction. This is what happened in 2021.

Long-term problems in the aftermath of the financial crisis were joined by the trade conflicts initiated by the then US President Donald Trump, especially between the US and China. Then two “black swans” – unlikely events – entered the world stage that no one could have foreseen: the COVID-19 crisis and the accompanying further expansion of the money supply and Vladimir Putin's invasion of Ukraine.
These two events exposed our strategically dangerous dependence on other countries. More significant disruptions occurred in already strained supply chains, and energy resources (gas for electricity production) became scarce and very costly.

Overall, the changes and upheavals resulting from all the global crises will be enormous. We will see a clear de-globalisation – with a bulk of production efforts relocated or brought back, regionalised. Investments in the green energy transition, but also in military defence capabilities, will skyrocket. The clusters of economic zones in the world will reorganise themselves differently. Friends and partners against arch-competitor, "frenemies", and enemies will play an essential role in this.

It is understandable to me when renowned experts like Prof. Dr Hermann Simon (inducted into the Thinkers50 Hall of Fame in 2019, he coined the term “hidden champions”) now assume that high inflation will probably accompany us for another ten years or so, as was already the case in the 1970s.

The effects of even a moderate inflation should not be underestimated. Our currencies have lost about 40 per cent of their purchasing power in the past 30 years until 2021 (the euro was introduced in 1999). The US dollar has lost a staggering 84.9 per cent of its purchasing power by the end of 2021 since US President Richard Nixon changed the rules of the post-war world economic order in 1971 to finance the Vietnam War by abandoning gold convertibility (the gold standard), thus triggering the “Nixon shock”.

Yet inflation would not be inevitable. Because before the abolition of the gold standard, governments were forced to deal with discipline in their use of money, and therefore there were constant ups and downs between rising and falling prices (inflation/deflation) in the years from 1680 to 1930, but this evened out over the years. So inflation averaged zero per cent at that time.
In this respect, it should be clear today that the current overall situation will also cause our prosperity to melt away noticeably.

Confare: While we have talked a lot about transformation, innovation and progress in recent years, today's crises have slipped strongly into the public perception. Is the flight of fancy over?

Nobody knows the future. As Sir Isaac Newton observed as early as the 17th century, logical analysis, thinking and calculation are not congruent with complex dynamic systems. You cannot explain the functioning of something living with cause-and-effect logic alone. The same applies to the hyped expectations of artificial intelligence (AI). Even today, the mathematical foundation of cause-effect is problematic, as explored in The Book of Why by Prof. Judea Pearl.

I can, therefore, only speculate. I think continuous technological development will hardly slow down – after all, necessity is the mother of invention. On the other hand, economic development will probably continue for some time, in real terms, somewhat at a lower altitude. Let us hope the situation with Taiwan does not escalate because the world economy would take a nosedive due to the massive dependence on the semiconductor industry there – two-thirds of all microchips needed worldwide come from this island State.

The good thing about the current situation may be that it gives us more grounding. After all, topics such as innovation, start-ups, globalisation or other so-called advances were also riddled with considerable PR bluster, most of which ultimately did not pass the acid test.

According to economist and founder of modern management Peter F. Drucker (1909-2005), a business enterprise has only two essential functions: marketing and innovation, because only these lead to results. Everything else is a cost. It is true that the creation of customer value mainly takes place through innovation, but a certain sobriety is then appropriate in practice. Studies (e.g. by Simon Kucher & Partners) show that about 70 per cent of innovations are simply disappointing when it comes to increasing customer value; paradoxically, this percentage is even much higher for digital and high-tech innovations.

And in the case of new businesses and start-ups, the latter being, according to the definition, only those that are innovative, show significant growth and are younger than 10 years, we see that according to the Eurostat report “Key figures on European business – 2022 edition”, only 45 per cent survive the fifth year. More than half will die off by then. Most start-ups, especially in the high-tech, deep-tech and digital sectors, do not survive three years. And only less than 20 per cent of all former start-ups survive the tenth year. This shows that there is a considerable gap between desire and reality in the public perception - too many things are wrong from the start. To explain all this in more detail, I ask for your patience until probably autumn 2023, when I will publish a book on the subject with both the analysis and the solutions.
The crux of the matter is that wanting to protect the environment and simultaneously focusing on limitless growth are mutually exclusive. It just doesn't work.

On the other hand, the central question we have to ask is: What do we really need? Our current economic system is geared towards limitless progress and permanent growth – that is the promise of salvation. It has a lot to do with Keynesianism and its errors. It is becoming increasingly evident in many minds that things cannot go on like this.

Our times appear to be somewhat extraordinary and turbulent. Yes, they have their difficulties, but also their solutions. But we are not unique in this – and it’s not the first time this has happened. And as history has shown, a new day will follow – that may herald new problems, but also new opportunities and possible solutions.

Confare: With Metaverse, crypto, NFT or blockchain, many new hype topics have appeared on the horizon. What recommendations do you have for correctly assessing the scope of such developments?

RMK: Let's start with the currently tangible things, where we don't need a crystal ball. The use of language is already perverted when we speak of virtual reality, for instance. There is no such thing, in fact. Because something is either virtual or real, you can't be a little pregnant. There is only one binary answer here, 0 or 1, virtual or real.

The fact that cryptocurrencies and the entire crypto scene have been in turmoil for some time should not come as a surprise. These applications and their digitally securitised values are only virtual. They have been sold to the public as the new alchemy by modern means. Many have made billions on this, and others have lost just as much. "Crypto is the new betting,” wrote Martin Hock in the famous German daily newspaper FAZ. He is correct; the element of speculation is disproportionately inherent in it.

Rana Foroohar wrote in The Financial Times in November 2022: “New asset, old problem – If the bankruptcy of FTX and the subsequent meltdown of all things crypto have shown us anything, it is that this time, it still isn't different when it comes to the financial sector and risk. The product at the heart of the current market collapse may be high-tech, but the details of how we got here mirror many aspects of the 2008 financial crisis and other periods of financial speculation, such as the dot-com bubble or even the run-up to the 1929 market collapse."

We see that people do not learn consistently. Greed is always dangerously tempting – and we have known this since the bursting of the first well-documented speculative bubble in economic history, the Tulip Mania (1637) in the Netherlands.

In addition, cryptocurrencies have been used for a great deal of fraud, money laundering and illegal transactions precisely because it is a completely opaque black box. Hence, the previous boom as it attracted many people from the shadow world.

But the previous billions of illegal money transfers and thefts were also breathtaking. Cryptocurrencies – despite or even more so because of the blockchain – are not only more vulnerable, at least not more secure, but even more rewarding. This is because such a heist can be carried out from any living room or home office around the world, without the need for a large transport vehicle or storage space for the stolen fortune.

This parallel financial world is not adequately supervised and regulated because it operates globally without borders in the digital space and is difficult to catch.

When I had a dinner in October 2018 with Changpeng Zhao (nicknamed “CZ”), the founder and CEO of Binance (est. 2017), by far the largest cryptocurrency exchange in the world, which is why CZ was even considered the wealthiest person in the world for a while, he was still raving about his vision of a liberal, unregulated financial system, past the establishment. However, in November 2022, after the FTX bankruptcy, he urged leaders at the G-20 summit in Bali, Indonesia, for strict regulations, rules and safeguards.

This scene has now arrived in reality after all – despite virtual happenings. This change from gambling to serious predictability and the creation of trust will still need a lot of effort and time, but the path in the right direction has – by necessity – been taken. It seems.

If large central banks like the ECB make our currency available digitally – unlikely, as the ECB itself has claimed Bitcoin is ‘on the road to irrelevance’ - it will probably be subject to the same rules and controls as our current monetary system. That will help massively. Nevertheless, one can only hope that cash and giro money will not be abolished because that would have fatal consequences. In the long run, I think that is widely underestimated. Regarding blockchain, the world's leading IT market researcher Gartner Inc. was right from the start in its assessment that this is a fundamental technology, not an application, and it will therefore take a long time before it is standardised, robust, energy-efficient, secure and trustworthy.

The father of the World Wide Web, Sir Tim Berners-Lee, did not rate the decentralised database technology blockchain as a suitable solution for building the next generation of the internet at the Web Summit in Lisbon in November 2022. “Ignore the Web3 stuff,” the physicist and computer scientist advised, and was not at all convinced by the future scenarios of the crypto-visionaries. He even called it a “real shame that the Ethereum people have adopted the already existing term Web3 for a lot of the things they are doing with blockchain, when in fact this form of Web3 is not the web at all”.

On almost every website of Web3 projects, you can find the term “decentralisation”. Web3 itself likes to be called the “decentralised web”, but it is not far off. The well-known hacker Moxie Marlinspike concluded that “All the promises of decentralisation are just PR because the well-known products all depend on a handful of central services”.

The beacons of the Web3 themselves do not adhere to central values and promises. Moreover, the question arises as to what practical value an abstract decentralisation has because the WWW is also technically decentralised, yet we see monopolies forming.

When dealing with Web3, one is always amazed, for instance, when one goes through the system and finds that smart contracts, once deployed, are only patched at significant cost and under certain conditions. However, all attackers can read the code. Or one wonders why NFTs, which are touted to us as the future of digital ownership, do not give you any ownership or licensing rights to anything, nor do they guarantee that they are the only ones that refer to a specific object.

Even though Web3 evangelists never tire of beating the drum of the miracle of the next web, the situation is similar to that of the blockchain debate in that one always speaks only in the subjunctive; nothing is binding or fixed. So, it's better to keep a wary eye on things for now.

Let's now consider - although Ethereum has meanwhile switched to energy-saving operations - that, as studies show, the digital currency Bitcoin causes more significant climate damage than the global production of beef or all SUVs. For instance, more electricity is consumed in a year for Bitcoins transactions than in Austria or Portugal. This shows it will be many years before we have established a standardised, acceptable fundamental technology for blockchains at their full scale. Everything in between will be interim solutions.

Incidentally, all digitalisation (hardware, infrastructure) accounts for around eight per cent of global electricity consumption. This share is expected to increase by 50 to 80 per cent by 2030. This is not only due to more users and applications on the web but also because even AI is immensely energy-hungry.

Hugging Face estimates that training a large language model (LLM) produces at least 25 tons CO2 emissions. This figure doubles if one also considers the emissions caused by the supercomputer equipment's production, the computer infrastructure's construction and the subsequent regular operation. Translated, this means 50 tonnes of CO2 emissions for such a model correspond to about 60 long-distance flights between London and New York.

Nevertheless, later, when the enabling blockchain technology is fully baked, its dissemination, integration and business volume should be gigantic. Regardless, where today's blockchain possibilities bring real advantages, a tangible benefit, and you are sitting in the driver's seat, i.e. you have technological and application control over it, I would already work with low-hanging fruits applications, even with simple, smart contracts or non-speculative NFTs, and gather experience, but in the knowledge that this will not be the mature technology architecture.

On the Metaverse, I’m cautious because I still see this as more of the next grenade, the next hype, a kind of technological greenwashing. I also see the change of the company name from Facebook “because of this” to Meta, more as a flight to the front to distract from the many systemic challenges reflected in the decline of its share price and the current wave of lay-offs. The name choice also seems to have been made too hastily because the company will have to change its name again at the next big technology change, which weakens the brand.

With all this hype, whether about crypto, AI or Metaverse, we should keep in mind the Gartner Inc. hype cycle, which in my experience is the most accurate. This was introduced by their analyst Jackie Fenn in 1995 and is still valid.

The waves and phases of this hype cycle for technologies lead across its timeline from the ’Technology Trigger‘ rapidly uphill to the ’Peak of Inflated Expectations‘, then nosediving down into the ’Trough of Disillusionment‘, then recover somewhat to the ’Slope of Enlightenment‘ before entering the ’Plateau of Productivity‘. In my 40 years in business, I have hardly seen any technology that has developed differently.
Tim Cook, CEO of Apple, made it clear in an interview with the Dutch news channel Bright in September 2022 that he doesn't think much of this vision of Facebook founder Mark Zuckerberg, saying: “I'm really not sure the average person can tell you what the Metaverse is. … And I don't think you want to live your whole life like that”.

He is probably right. In fact, I think hardly anyone can provide a general definition because there are so many ideas, approaches, and visions about it. Everyone is pulling in a different direction. And that is the problem.

In an October 2022 Wall Street Journal Tech interview with Apple's vice presidents, Craig Federighi, head of software development, and Greg Joswiak, global marketing boss, the latter said: “The word Metaverse was one he would never use”.

Hanna Henning, Siemens Group CIO, said at the Tyrolean Economic Forum in November 2022 that virtual parallel worlds, such as those being developed in the Metaverse, would play a major role in industrial production in the future. People would meet in the Metaverse to create products. This would have several advantages because pre-developments could be made with a minimum of material expenditure, their actual practical suitability could be put through its paces before production, and any problems could be ironed out. Metaverse technology would usher in a new era and come faster in the industry than elsewhere.

I’ve stopped counting the times we have heard such promises. Even though I can understand Hanna Henning's enthusiasm, I see nothing more in it than an amalgamation and further evolutionary development of already existing technologies, repackaged under a different name.

It is about the expansion of the visual interface, more 3D visualisation and more powerful user experience (UX, MX, CX, EX) and the use of further human interaction possibilities with the digital equipment, that is, beyond the keyboard, mouse, touchscreen, monitor, and stick. Specifically, the combination of technologies such as digital twins, CAD simulations, computer gaming, Microsoft’s HoloLens, video conferencing or 3D video chat solutions à la Starline by Google or hologram projection, voice dialogue and control and sound à la Alexa or Siri, VR glasses, is crucial.

As I see it, this is a logical development, even a consolidation, but neither a new era nor a General Purpose Technology (GPT). However, one should be somewhat concerned about such concepts, especially for private and consumer use, the issue of “escape from reality into virtuality”, just as the extent of gambling addiction in the gaming scene has long been very alarming.

Creating hype and surfing on these waves while making a lot of money and pushing up company valuations is something we have always been very good at in the information technology scene and the world of digitalisation.

The big question is: Which side are you on? As a provider, it may give you a significant advantage to jump on such a bandwagon with great momentum. If you are on the user side, things may look different.
Stanford professor Jim Collins and his research team, in an acknowledged analysis of long-term extremely successful, listed corporations in the million-selling bestseller “Good to Great”, identified an engaging, strategic key factor in this regard, which in my eyes still hits the nail on the head today and also applies to SMEs.

Highly successful corporations think differently about technologies and technological change than mediocre companies. These top performers avoid technological fads and hypes and yet become pioneers in applying carefully selected technologies. Technology by itself is not an impulse generator but a catalyst. Therefore, to judge whether technology serves as an accelerator of business success for one's company, the most important criterion is to answer whether it fits the company's strategy. After all, a company cannot use technology meaningfully without understanding and examining its exact significance for its core business. Therefore, it is best to avoid blindly jumping into the latest “innovations” for fear of being left behind.

How a company responds to technological change is a good indicator of its inner drive for extraordinary success rather than mediocrity. Great companies respond with thoughtfulness and creativity, driven by a desire to turn untapped potential into results. On the other hand, Mediocre companies too often react out of fear of being left behind, similar to FOMO – the fear of missing out.

Confare: In your opinion, what are the megatrends (digitalisation, AI …) that decision-makers should address today?

RMK: In my consultations and coaching sessions, I generally find that many business leaders still find it challenging to understand the breadth and depth of digitalisation in principle and even more so regarding the potential benefits or damage to their business. This is understandable because most well-experienced entrepreneurs or managers do not come from an information technology background, and one cannot know everything.

Nevertheless, it’s a must for success to deal with it sensibly. Gobbledygook should be left out because it doesn't help at all. The more straightforward and well-founded the explanations and practical examples, the better. This can be done professionally in a few days with an intensive crash course.

Today, it is almost impossible to imagine any industry without the professional application of digitalisation. Not doing so will be a severe competitive disadvantage in the foreseeable future. However, using this technology – correctly, appropriately and sensibly – can lead to unimagined success.

In my view, there are three central issues for business leaders that should be known and understood in principle from a birds-eye perspective.

First, nowadays, we can obtain an infinite amount of knowledge in the blink of an eye, almost effortlessly. On the internet, in the digital space, we can recruit knowledge for ourselves any time of day or night, in every possible and impossible situation in life. We have the world's knowledge at our disposal.

But it’s not about adding more knowledge to our knowledge. It's about essential knowledge. Even more so, about a well-founded, correct understanding of facts. And as a result, we must avoid turning off our common sense or becoming dumbed down by an overabundance of information.

The second is that algorithms (mostly AI-based) have long been the secret weapons of companies. In this way, some systems somewhere in the world know us better than our mothers or partners do. With only 68 ’thumbs up’ on, say, Facebook an analysis will determine what skin colour, sexual orientation, or political orientation someone has; with 70 Likes, a suitable algorithm can assess the user better than their friends; with 150 Likes the algorithm knows them better than their parents, and with 300 Likes the life partner no longer stands a chance against the machine. Finally, 350 likes are enough, and the machine knows the user better than they know themselves.

The fundamental element of the new digitalised world in the age of Big Data is the human being as a customer, i.e. the personalised data package. The aim is not to discover what this ’package‘ thinks but how its behaviour can be controlled and predicted. Human behaviour is all the more predictable, the more it moves in habits, which is usually the case. That is why these are the preferred object of desire of behavioural research in the consumer goods industry. In fact, they are usually their gold mines.

Today, behavioural specialists are no longer psychologists and sociologists but statisticians, Big Data specialists and computer scientists. AI algorithms are increasingly taking on the leading role. With digital technologies, far more information is collected, processed and then translated into new knowledge using AI algorithms, and faster than ever before. This is not only related to consumers but also to almost all business processes and areas.

And thirdly, it should be understood what artificial intelligence is because this term is entirely misleading. From the original idea of AI, ’only‘ Machine Learning (ML) works until today. In particular, thanks to the breakthrough in 2012 of the team led by Stanford professor Fei-Fei Li, Deep Learning. (See her exciting TED Talk on this).

And their algorithms, which are often highly complex and trained, as a result, are based to date to over 95 per cent on ‘supervised learning’. Full stop. These already offer powerful, splendid and beneficial applications. It's based on mathematics, especially probability calculations.

For the business world, I find the definition of the Canadian AI professors Ajay K. Agrawal, Avi Goldfarb and Joshua Gans, who have also written several fascinating books on the subject, to be the best so far, namely:
“AI is a Prediction Machine. It is a very cheap technology for business decisions, autonomous driving, medical analysis, weather, language processing (NLP), control, chatbots, financial decisions, etc.
Prediction is the process of filling in the missing information. Prediction takes the information you have, often called "data”, and uses it to generate information you don’t have.”

The extent to which Amazon, for instance, will one day manage to increase the hit rate for purchase recommendations to customers from the current over five per cent to over 95 per cent to realise its corporate vision of turning the business model from the current “shopping-then-shopping” to “shipping-then-shopping” remains to be seen. Still, it does show what it aims for, thanks to AI.

But all the daydreams about a machine's ability surpassing humans in intelligence, a “human-like, strong AI” or even “superintelligence” are – so far – only that: daydreams.

The technological father and principal designer of ARM processors, Prof. Steve Furber, is also the chief developer of the Human Brain Project (HBP), where, after more than a decade of planning and construction, he and his team put the neuromorphic SpiNNaker system with over one million ARM processor cores into operation for the first time at the end of 2018 at the University of Manchester and TU Dresden. This is a research project of the European Commission, which aims to compile all the knowledge about the human brain and reproduce it using computer-based models and simulations.

Furber, together with the Cambridge-based Austrian Dr Hermann Hauser (then CEO, now a deep-tech star investor with Amadeus Capital) and Sophie Mary Wilson (computer architect), founded the British ARM Ltd. in 1990, now a decacorn, a multibillion-dollar company. Thanks to their energy-efficient RISC architecture, we have smartphones and tablets today. Today, multiple times more ARM processors (230 billion units in 2022) are manufactured and installed annually than by Intel.

When Hauser and I asked ourselves during the commissioning of SpiNNaker what the brain simulation performance of this specialised neuromorphic supercomputer would be and to what extent it would be exponential in any way, Furber wrote me the following explanation:

”The brain is quite modular, so the number of connections does not grow exponentially with the number of neurons. In fact, it has been shown that a form of Rent’s rule applies equally to brains as to digital circuits – the amount of wiring follows a power law as a function of the number of neurons.

However, a simpler way to look at this is just to count neurons and/or synapses. The human brain has just under 1011 neurons and 1015 synapses. On SpiNNaker we can model up to a thousand neurons per core, so a million cores can model 1 per cent of the number of neurons in the human brain, but we can probably handle at most 1012 synapses. These would have to be the simplest sorts of neuron and synapse model. We can probably handle a mouse brain model, which is 1,000 times smaller than the human brain. In practice, a whole (real time) human brain model is beyond the capabilities of any existing machine. However, a lot of data is missing to build such a model, even when we have a powerful enough machine!”

The fact is that until now, it is still not understood how the human brain works at all. That is why Furber wrote that they work with the most superficial neuron and synapse models. This means it is impossible to recreate a precise, identical digital twin of hardware and software for a 1:1 simulation. Until brain research unravels all the riddles, this is hopeless and can only be approached cautiously.

For me, it’s clear our brain does not work digitally and mathematically. I think we are even looking in the wrong spot to understand our brain, our mind. Because of creation, the universe consists of only about five per cent matter, but everything else, the central part, is oscillation, vibe, spirit – or whatever you want to call it. For me, it currently looks as if someone who is dealing with digitalisation for the very first time, for example, and wants to fathom this “modern miracle” scientifically, is only focusing on examining everything visible, physically tangible. So only the hardware and infrastructure. I think we can quickly agree that even if you researched it for a hundred years, you would never understand how and why digitisation works. Because operating systems, firmware, software, and so much more of the "invisible" also contribute to the overall work of digitisation.

It's a bit like the Big Bang, which, as I understand it, explains too little but is simply a pretty picture of the limits of what can be explored. According to the motto, you can look as far as the big bang, just before it, thanks to all the modern technologies such as the James Webb Space Telescope (JWST), but not to the Big Bang itself. And certainly not behind it, namely, what was before the Big Bang and why did it happen that way and time?

That's why I think we need different perspectives in science. Even research into the fascinating field of quantum physics is probably not enough to understand the whole secret of how our brain, thinking, inspiration and intuition works, let alone be able to recreate it.

Long before the advent of modern physics, Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) posed the question in his work Faust (Faust I, Faust, lines 382–5) about the nature of the basic building blocks of the world: “To grant me a vision of Nature's forces, that bind the world, all its seeds and sources. And innermost life—all this I shall see, And stop peddling in words that mean nothing to me”.

Physics is still searching for a mathematical understanding of the universe, for the ’world formula‘, and likes to refer to this Goethe quote for this endeavour. The answer from science is still a long time coming.

In 2017, the Swiss Blue Brain Project scientists published their findings on the human brain in a study that amazed one humbly. They found that our brain thinks in as many as 11 dimensions. “We found a world that we had never imagined. There are tens of millions of these objects even in a small speck of the brain, up through seven dimensions. In some networks, we even found structures with up to 11 dimensions.” said the lead researcher, neuroscientist Henry Markram from the Swiss EPFL Institute.

But today's computer can only calculate in binary, digital form, and consumes an enormous amount of energy, electricity, in relation to the brain. Incidentally, the quantum computer does not work much more brain-conformant either.

Training large ML models requires powerful computers that eat up much MW. On the other hand, our brain only consumes around 20 W/h and, with its 90 billion neurons and 500 quadrillion synapses, is capable of even more complex considerations. AI is still light years away from this if it ever achieves it.

And it's not just about computing power, as that’s all that AI does because our brains can do so much more.

The fact that computers are superior to humans in certain tasks has nothing to do with intelligence. Mechanical machines have been far superior to us in terms of muscular strength since the industrial revolution, and before that, it was animals like horses. And that doesn't bother us either; rather, it helps us. In terms of large computing tasks with large amounts of data, the first spreadsheet, a predecessor of Excel, Visicalc by Dan Bricklin on the Apple II, was already vastly superior to us in 1979. But even that has nothing to do with intelligence. As with AI, it is simply a matter of complex machine computing.

Of course, we could look at possible future computer technologies, such as quantum computers, light computer technology or DNA computing, or why the nanometre specification for chips has long since become a deceptive package. This is all very exciting, but it is no longer relevant for business users and would probably go too far here.

A perennial issue is, of course, the question of cybersecurity. I don't think we can resolve this enough, as new tricks are invented and loopholes discovered and exploited every day, with devastating consequences if you don't protect yourself adequately.

Confare: Digitalisation and IT have an enormous impact on society. At the same time, access to the internet and technology is not fairly distributed worldwide – how much explosive social power do you see in that?

RMK: Fair and balanced development has probably never existed since civilization. We can only try to work on that, but as we know, many countries and people who could afford it are not following suit. What helps cover the internet's reach for as many people as possible are increasingly sophisticated and cheaper technologies. A lot has already happened and will continue to happen.

But, as I have already explained in my daily and business newspapers articles, which can also be found on my website, I currently see much more social explosive power in the question of how the Russian war of aggression on Ukraine will end. This is an attempt by a despot to overturn the world order, re-establish the old system and right of the strongest, and, in doing so, wipe out the weaker. If this were to succeed, the world order would be so shaken to its core that no country in the world would be safe anymore. Especially if it is a smaller country. Then the question of fairly distributed internet access no longer matters either.
But the conflicts, especially with China and the G-7 countries, the Western world, in the struggle for the upper hand of the political system in the world, also play a crucial role. Especially when some countries like Russia and China are already threatening to shoot down satellites that would give their populations free access to the internet because they would no longer have any leverage for censorship and their autocratic or totalitarian control to maintain power.

Nevertheless, I hope that successive internet coverage will not be stopped, even in poorer or autocratically-run countries.

Interview first published by Confare, the Digital.Ecosystem.Influencer in the DACH region

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